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AutorenbildIna Vogt

Der AHA-Moment: Drei Beweggründe digitale Werkzeuge in der Orthopädietechnik anzuwenden

In Sachen Digitalisierung ist die Automobilbranche ein Vorreiter. Aber auch in der Orthopädietechnik ist sie in aller Munde. Es wird sehr viel Zeit investiert und ebenso viel Geld. Jannis Breuninger, Mitgründer und Digital Transformation Manager bei Mecuris, ist der Meinung, dass es für jeden ein bestimmtes Aha-Erlebnis gibt, das den Einzelnen dazu bewegt, mit der Digitalisierung anzufangen.


Um zu verstehen, warum ein Sanitätshaus mit der Digitalisierung beginnen sollte, war Jannis zu Gast im Sanitätshaus Nehls. Er sprach mit Steffen Koopman, Geschäftsführer und Inhaber des Sanitätshaus Nehls, Simon Bechtold, seit 2016 Orthopädietechnikermeister im Sanitätshaus Nehls, und Sina Gräber, Azubine im zweiten Lehrjahr.




Jannis

Ihr habt bis vor kurzem weniger mit digitalen Scans, digitalem Modellieren und auch dem 3D-Druck zu tun gehabt, habt aber innerhalb kürzester Zeit wirklich aufgeholt und eine Vorreiterrolle übernommen. Hattet ihr ein Aha-Erlebnis? So ein Erlebnis, bei dem ihr gesagt habt: "Jetzt müssen wir anfangen! Jetzt müssen wir mit der Digitalisierung Gas geben!"?


Steffen Koopman

Ja, für mich war da ein Aha-Effekt. Ich habe gesehen, dass a) das Modellieren sehr erleichtert wird und b) das Produkt, das fertig rauskommt, auch sehr ansprechend ist. In dem Moment war der Aha-Effekt, dass ich eigentlich alles digital machen kann und nicht mehr so viel in der Werkstatt bearbeitet werden muss.


Jannis

Also kam ein Ergebnis dabei heraus, bei dem man gesehen hat, okay, das hat geklappt, das kann ich gebrauchen, es ist nicht nur irgendein Prototyp oder etwas mit minderer Qualität?


Steffen Koopman

Ja, ein fertiges Produkt, das ich mit wenig Arbeit fertigstellen kann.


Jannis

Was seht ihr jetzt als Potenzial für euch? Wo wollt ihr euch noch hin entwickeln bzw. was sind eure nächsten Schritte in dem Thema Digitalisierung? Was habt ihr vor?


Steffen Koopman

Wir möchten das Ganze ausbauen: Fußversorgung und Beinversorgung sowie Tages- und Nachtschienen. Peroneusschienen künftig vielleicht selber drucken, weil sie auch individueller werden. In dem Bereich Handschienen ein bisschen mehr zu machen, da haben wir bis jetzt sehr wenig gemacht. Das wollen wir einfach alles in digitaler Form ausbauen.


Jannis

Was hat für euch den meisten Reiz? Wollt ihr die Sachen eher kombinieren mit herkömmlichen traditionellen Prozessen, zum Beispiel, dass ihr eine Zweckform oder ähnliches ausdruckt und da drüber dann tiefzieht oder laminiert oder wollt ihr eher in Richtung volldigitale Fertigung gehen?


Steffen Koopman

Volldigitale Fertigung.


Jannis

Okay, das heißt die ganze Prozesskette ausschöpfen?


Steffen Koopman

Genau, den Bereich haben wir einfach bisher nicht oder nur bedingt gemacht. Und ich sage mal so, damit ich das hier nicht neu aufbauen muss, wäre es uns lieber den Prozess im Ganzen durchzukriegen.


Jannis

Super. Wobei hat euch da Mecuris besonders geholfen, wo konnten wir euch unterstützen bei eurem digitalen Prozess?


Sina Gräber

Die Einführung war wirklich sehr schön, auch ohne viele Vorkenntnisse konnte man sehr schnell was erlernen und wurde gut begleitet. Ich persönlich habe digital gar nix mit am Hut, von daher muss ich sagen, trotzdessen ich Azubi bin, konnte man das schnell erlernen. Das war wirklich schön.


Steffen Koopman

In der Einführung und dem Begleiten auf diesem digitalen Weg hat uns Mecuris schon sehr viel unterstützt - das muss man wirklich so sagen.


Jannis

War das für euch jetzt auch einfacher als erwartet? Hattet ihr anfangs noch ein bisschen mehr Respekt, als es dann im Endeffekt war, wenn man mal angefangen hat?


Sina Gräber

Ja, durch die Schritt-für-Schritt-Anleitung war das schon wirklich schnell gemacht. Ich war schon echt überrascht, wie schnell es dann im Endeffekt ging.


 

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Jannis

Jetzt mal eine bewusst provokante Frage: Denkt ihr, das Handwerk geht irgendwann verloren durch die Digitalisierung?


Simon Bechtholt

Nicht komplett, aber es wird natürlich schon verloren gehen. Wenn man bedenkt, wie vor 20 Jahren das Handwerk noch ausgesehen hat, wie viel da noch z.B. noch genäht wurde, was heute gar nicht mehr getragen wird. Es wird weiter in diese Entwicklung gehen natürlich. Das Handwerk wird immer kleiner werden.


Steffen Koopman

Aber wir werden es immer brauchen, das ist auch ganz klar. Ich sage mal so, es wird zum Glück immer irgendwo noch eine Hand angelegt werden müssen, um das auch fertigzustellen.


Jannis

Ja, ich denke auch auf jeden Fall, dass das medizinische Wissen, also das Wissen über den Patient und über die Anatomie beim Orthopädietechniker bleibt. Ich glaube, das wird immer bleiben. Um daran anzuknüpfen, wie denkt ihr sieht die Orthopädie-Werkstatt oder das Orthopädie-Unternehmen in 10 oder 15 Jahren aus?


Steffen Koopman

Dann hat jeder einen 3D-Drucker. Im Einlagen-Bereich wird das natürlich ein bisschen anders sein, da steht dann die Fräse. Aber ich glaube im Schienenbau ist der 3D-Druck schon richtungsweisend.


Jannis

Ja, die Schienen zu fräsen ist ja auch eine digitale Fertigung. Also auch da basiert alles schon auf rechnerinternen Modellen und es wird nicht mehr von Hand aus dem Block raus geschliffen. Ich möchte auch nicht Digitalisierung grundsätzlich nur mit dem 3D-Druck gleichstellen, da gibt es schon noch Unterschiede. Aber da gibt es meiner Ansicht nach auch sehr viel Potenzial für eine in-house Fertigung. Mittlerweile gibt es Maschinen zu erschwinglichen Preisen, die auch schon wirklich gute Qualität hervorbringen.


Steffen Koopman

Ja, es geht nicht nur um die Orthopädie. Im Reha-Bereich ist es eigentlich auch sehr interessant, wenn ich irgendwelche Scheiben, Ersatzteile oder solche Sachen direkt drucken kann.


Jannis

Ja genau. Und ich finde auch wichtig, dass es immer einfacher, sinnvoller und rentabler wird. Also sowohl der 3D-Druck, als auch die Zeit, die man mit der Modellierung verbringt. Und ich denke, dass wir auch in 10 Jahren nochmal um einige Schritte weiter sein werden.

Damit wären wir eigentlich schon bei der letzten Frage: Was denkt ihr, was sind die größten Chancen für die Orthopädietechnik, die die Digitalisierung bringt? Wo seht ihr die größten Chancen für die Zukunft?


Steffen Koopman

Kurzfristiger zu agieren. Also wenn ich dann eine Schiene brauche und ich das Programm und den Drucker in einem Haus hätte, dann könnte ich sagen, ich kann innerhalb von 4 bis 5 Stunden eine kleine Schiene oder irgendwas kleines drucken. Dann sehe ich ganz klar im Zeitaufwand den Vorteil.


Jannis

Das heißt andererseits, dass der 3D-Druck oder eine vergleichbare Technologie noch ein bisschen schneller werden muss, ein bisschen greifbarer und es muss dann auch wirklich in-house sein, damit man eben schnell den Zugriff hat. Denn egal wo gedruckt wird, mit Versand kostet es am Ende immer mindestens 24 Stunden.


Steffen Koopman

Ja genau, da sehe ich die Zukunft drin.



Herzlichen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg beim digitalen Arbeiten wünscht euch das gesamte Mecuris Team!



Das Team vom Sanitätshaus Nehls


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